Positive Fehlerkultur: So baust du sie als Führungskraft auf

16.04.2024
Stephanie Piehlmeier
Führungskompetenz
Inhalt

Deine Kollegin gibt dir eine falsche Information weiter. Deine Freunde vergessen deinen Geburtstag. Du verläufst dich auf dem Weg zum Kunden und kommst zu spät zum Meeting. Wie ärgerlich! Kleine und große Fehler, die andere machen oder die uns selbst passieren, durchkreuzen immer wieder unsere Pläne. Das kann auf die Stimmung schlagen und zu Konflikten führen. Eigene Fehler kratzen nicht selten am Selbstwertgefühl. Vor allem, wenn sie im Beruf passieren. Dort wollen wir schließlich mit Leistung und Kompetenz glänzen. Dabei ist es ganz normal, dass auch mal etwas schief geht. Entscheidend ist, wie wir darauf reagieren. Am besten ruhig, lösungsorientiert und ohne Vorwürfe. So sehen das auch immer mehr Unternehmen und achten auf ihre Fehlerkultur.

Definition: Was ist eine Fehlerkultur?

Die Fehlerkultur bezeichnet den Umgang mit Fehlern in einer Gruppe, einer Organisation oder einer ganzen Gesellschaft. In Unternehmen ist sie Teil der Unternehmenskultur und umfasst:

Wie reagieren die Führungskräfte auf Fehler?

Wie werden Fehler bewertet? Als Zeichen von Schwäche oder als etwas ganz Normales?

Wie gehen die Mitarbeitenden mit den Folgen von Fehlern um?

Welchen Umgang mit Risiken und Fehlern lebt das Management vor?

Wie wird über Fehler gesprochen?

Vom Fehler zur Fehlerkultur

Fehler passieren überall, wo Menschen leben und arbeiten. Es kommt zu Leichtsinnsfehlern, Denkfehlern oder Missverständnissen in der Kommunikation. Mit der Zeit etabliert sich in der Firma oder im Team ein gewisser Umgang mit diesen Fehlern. Manche Organisationen regeln ausdrücklich, wie ihre Mitarbeitenden mit Irrtümern und Pannen umgehen sollen. In anderen Unternehmen gibt es dazu keine definierten Richtlinien. Eine Fehlerkultur existiert in diesen Unternehmen dennoch. Sie entsteht ganz automatisch, wenn mehrere Menschen miteinander zu tun haben.

Das heißt aber nicht, dass Führungskräfte die Fehlerkultur ihrer Teams dem Zufall überlassen sollten. Denn es gibt große Unterschiede zwischen einer positiven und einer negativen Fehlerkultur.

Positive vs. negative Fehlerkultur – wo liegen die Unterschiede?

Ein zentraler Unterschied: In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler als etwas Unvermeidbares akzeptiert. In einer negativen Fehlerkultur sind Fehler streng zu vermeidende Übel, und wer Fehler macht, wird für sie bestraft.

Weitere wichtige Unterschiede, die damit einhergehen, sind:

Offenheit gegenüber Fehlern: In einer positiven Fehlerkultur werden Missgeschicke und Misserfolge offen kommuniziert, während sie in einer negativen Fehlerkultur aus Angst vor Sanktionen verschwiegen oder vertuscht werden.

Lernpotenzial: Unternehmen mit einer positiven Fehlerkultur nutzen Fehler als Lerngelegenheit. Sie analysieren, was schiefgelaufen ist und wie man es in Zukunft besser machen kann. In einer negativen Fehlerkultur fehlt dieser Ansatz.

Teamdynamik: In einer positiven Fehlerkultur herrscht eine starke Zusammenarbeit und eine wertschätzende Kommunikation zwischen den Teammitgliedern. In einer negativen Fehlerkultur dominieren Misstrauen und Angst.

Warum dein Team eine offene Fehlerkultur braucht

Von einer positiven Fehlerkultur profitieren sowohl die Mitarbeitenden als auch das gesamte Unternehmen.

Mehr Lernen: Wenn Teams offen über Fehler sprechen, entsteht ein Klima des kontinuierlichen Lernens. Statt Fehler zu wiederholen, können Mitarbeitende aus ihnen lernen und daran wachsen.

Mehr Kreativität: Wenn Mitarbeitende keine Angst vor dem Scheitern und negativen Konsequenzen haben, sind sie eher bereit, neue Ideen auszuprobieren. So können innovative Lösungen entstehen.

Mehr Zusammenhalt: Ein offener Umgang mit Fehlern fördert das Vertrauen im Team. Die Mitarbeitenden fühlen sich sicher, ihre Meinungen und Bedenken zu äußern, und unterstützen einander, wenn Missgeschicke passieren. Das stärkt den Zusammenhalt.

Weniger Stress: Wenn Fehler nicht mit Sanktionen verbunden sind, reduziert das Stress und Angst im Arbeitsalltag. Das führt zu zufriedeneren Mitarbeitenden und einer positiveren Arbeitsatmosphäre.

Um in der heutigen, schnelllebigen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen anpassungs- und lernfähig sein. Eine positive Fehlerkultur kann dazu beitragen, indem sie zu einem gesunden Arbeitsumfeld, einer förderlichen Lernkultur und einem sicheren Rahmen für Innovationen einlädt. Natürlich ist keine Organisation perfekt – und damit auch keine Fehlerkultur. Doch jeder Schritt in Richtung einer akzeptierenden, lösungsorientierten Haltung gegenüber Fehlern kann den nachhaltigen Unternehmenserfolg stützen.

Grundlagen einer positiven Fehlerkultur

Eine positive Fehlerkultur basiert auf klaren Grundprinzipien:

Fehler gehören zum Leben. Das Unternehmen akzeptiert, dass immer wieder Fehler passieren werden. Führungskräfte und Mitarbeitende bereiten sich bestmöglich darauf vor, wie sie in Fehlersituationen effektiv reagieren und schnell zur Lösung übergehen können.

Es gibt keine Sündenböcke. Statt Schuld zuzuweisen, konzentrieren sich alle gemeinsam darauf, die zugrundeliegenden Ursachen zu erkennen und anzugehen.

Aus Fehlern lernt man. Fehler sind Lernchancen. Durch ihre Analyse können Teams ihre Prozesse kontinuierlich optimieren, Schwachstellen beheben und daran arbeiten, dass dieselben Fehler nicht erneut passieren.

Die Integration dieser Prinzipien in die Unternehmenskultur schafft ein Umfeld, in dem sich die Mitarbeitenden unterstützt fühlen und sich trauen, Verantwortung für Fehler zu übernehmen.

Tipps zur Einführung einer positiven Fehlerkultur

Um langfristig eine positive Fehlerkultur zu etablieren, müssen sich Führungskräfte immer wieder für die Werte dieser Kultur aussprechen.

Die folgenden Tipps können dir den Übergang in eine gesunde Fehlerkultur erleichtern:

Offene Kommunikation fördern: Ermutige dein Team, offen über Fehler zu sprechen. Dies kann durch regelmäßige Meetings oder Feedbackrunden geschehen. Ein offenes Ohr für Bedenken und Vorschläge zeigt, dass du die Meinungen deiner Mitarbeitenden wertschätzt.

Fehleranalyse statt Schuldzuweisung: Anstatt sofort nach Schuldigen zu suchen, solltest du dich auf die Analyse des Fehlers konzentrieren. Was hat zu dem Fehler geführt? Wie kann er in Zukunft vermieden werden? Ein lösungsorientierter Ansatz fördert die Proaktivität.

Feedback als Lerninstrument: Nutze Feedback nicht nur als Mittel zur Korrektur, sondern auch als Lerninstrument. Betone, was gut gelaufen ist, und schlage konstruktive Ideen zur Verbesserung vor.

Als Vorbild dienen: Lebe deinen Mitarbeitenden einen zielführenden Umgang mit Fehlern vor! Stehe zu deinen eigenen Fehlern, sprich diese offen an und gehe mit gutem Beispiel voran, wie ihr aus Fehlern lernen könnt.

Cockpits, Krankenhäuser und Co.: Vorbilder für deine Fehlerkultur?

Verschiedene Branchen haben erkannt, wie wichtig eine offene Fehlerkultur ist. In der Luftfahrt beispielsweise werden Fehler und Beinahe-Unfälle detailliert analysiert, um die Sicherheit kontinuierlich zu verbessern. Krankenhäuser wiederum setzen auf transparente Meldesysteme, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. In solchen Branchen, die durch hohe Risiken geprägt sind, kann ein proaktiver Umgang mit Fehlern nicht nur die Risiken minimieren, sondern auch das Vertrauen in die Organisation stärken. Und in Branchen, die mit Hochdruck an immer neuen Innovationen tüfteln, kann sich eine fehlerfreundliche Kultur anbieten, um schnell und kreativ vorwärtszukommen. Führungskräfte können sich von diesen Vorbildern inspirieren lassen, um eine effektive Fehlerkultur im eigenen Unternehmen zu etablieren – entsprechend der individuellen Risiken und Ziele.

Hand in Hand: Aktive Fehlerkultur und agiles Arbeiten

Agiles Arbeiten setzt auf Flexibilität, schnelle Anpassung und ständige Weiterentwicklung. Genau hier spielt eine aktive Fehlerkultur eine Schlüsselrolle. Wenn Teams agil arbeiten, werden Experimente und Iterationen gefördert, zum Beispiel beim Design Thinking. Dabei können Fehler passieren. Diese werden als natürlicher Teil des Lernprozesses gesehen. Statt in alten Mustern zu verharren, ermöglicht das schnelle Kurskorrekturen. So wird agiles Arbeiten durch eine positive Fehlerkultur nicht nur unterstützt, sondern auch optimiert. Es entsteht ein dynamisches Umfeld, in dem Kreativität und stetige Verbesserung Hand in Hand gehen.

Fazit

Eine positive Fehlerkultur ist für moderne Unternehmen unerlässlich, um Offenheit und Innovation zu fördern und zielführend mit Fehlern umzugehen. Als Führungskraft kommt dir dabei eine zentrale Rolle zu. Durch offene Kommunikation, konstruktives Feedback und lösungsorientierte Ansätze kannst du ein Umfeld schaffen, in dem sich deine Mitarbeitenden sicher und wertgeschätzt fühlen. Es liegt an dir, Fehler nicht als Hindernisse, sondern als Chancen für Wachstum und Fortschritt zu sehen.

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