Mit einer Delegation aus Kunden, Partnern und einem Teil unseres Teams war PINKTUM in diesem Jahr wieder auf dem World Summit AI in Amsterdam, einem der wichtigsten globalen Treffpunkte für Zukunftsfragen rund um künstliche Intelligenz. Was dort diskutiert wurde, war mehr als technologische Innovation: Der 9. WSAI zeigte einen inhaltlichen Paradigmenwechsel.

Erstmals standen nicht mehr allein Daten, Algorithmen und Effizienz im Mittelpunkt, sondern der Mensch. Themen wie Ethik und Verantwortung wurden zu Leitfragen des Gipfels, mit dem Ziel einer menschenzentrierten KI, mit Vertrauen, Transparenz, Werteorientierung und der Gestaltungshoheit beim Menschen.
Genau hier setzt auch unsere Haltung bei PINKTUM an. Als Ed-Tech-Unternehmen glauben wir, dass KI nur dann einen echten Mehrwert schafft, wenn sie den Menschen stärkt, in seiner Kompetenz und seiner Souveränität gegenüber der Technologie.
Wie dieser Anspruch in Wirtschaft und Organisationen konkret gelebt werden kann, zeigen zwei inspirierende Stimmen vom World Summit AI:
Vanessa Butera, Direktorin der Europäischen Investitionsbank, und Monika Tomczak-Gorlikowska, Chief Privacy Officer der Prosus Group, sprechen über Ethik, Verantwortung und den Menschen im Zentrum der KI-Entwicklung.
„KI verändert unser Leben schneller als das Internet – aber wir Menschen passen uns an.“

Im Gespräch mit Vanessa Butera, Direktorin bei der Europäischen Investitionsbank, über Ethik, Bildung und die Zukunft der Arbeit in Zeiten künstlicher Intelligenz.
Sie glauben, dass wir durch KI keine Arbeitsplätze verlieren werden. Warum sind Sie da so zuversichtlich?
Vanessa Butera: KI verändert zweifellos unsere Arbeitswelt, aber ich sehe darin mehr Chancen als Bedrohungen. Menschen werden sich anpassen, so wie sie es beim Übergang ins Internetzeitalter getan haben. Das Internet hat in zehn Jahren alles verändert – KI schafft das in weniger als einem. Wir werden unsere Arbeitsweise darauf einstellen, wie wir es auch nach COVID getan haben.
Welche Rolle spielt Ethik in dieser Transformation?
Vanessa Butera: Ethik ist in Europa ein Fundament: Die Art, wie wir arbeiten, im Sinne europäischer Werte, und auch die Form der Beschäftigung, die wir in Europa haben, basiert auf Ethik. Wir müssen uns damit beschäftigen, wie man KI in einer Organisation entwickeln will. Hier hat auch das Top-Management Verantwortung und Rechenschaftspflicht. Wenn die Strategie eines Unternehmens beispielsweise im Bankensektor lauten würde, Menschen durch KI zu ersetzen, wäre das viel zu kurzfristig gedacht. Man muss sich fragen: Was wäre dann die Identität der Firma. Was wäre der Plan danach? Meiner Meinung nach ist das kein Modell für Europa.
Viele Unternehmen sparen jedoch bei Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden – was bedeutet das für die Zukunft?
Vanessa Butera: Hier brauchen wir wirklich Veränderung, weil wir uns auf neuem Terrain bewegen. Veränderung ist beängstigend, auch für mich, aber sie ist notwendig. Aber es wird viele neue Angebote auf dem Markt geben, die sich damit beschäftigen, wie man den Wandel in Europa begleitet.
Wie setzt die Europäische Investitionsbank diese Ideen um?
Vanessa Butera: Wir entwickeln KI intern mit einem klaren Fokus auf drei Säulen: Technologie, Menschen und Ethik. Wir bauen die Infrastruktur auf, setzen auf Cloud-Technologien, wir stellenden Menschen ins Zentrum und wir haben klare Governance- und Ethik-Regeln. Wir brauchen eine Balance. Alles andere wäre opportunistisch. Vielleicht erzielt man kurzfristig perfekte Ergebnisse, aber langfristig kann KI nur funktionieren, wenn wir dieses Gleichgewicht halten.
„Prinzipien gibt es genug. Jetzt zählt Umsetzung.“

Monika Tomczak-Gorlikowska ist Chief Privacy Officer der Prosus Group, einem der weltweit größten Technologieinvestoren. Hier verantwortet sie Datenschutz, regulatorische Themen und digitale Governance über alle Geschäftseinheiten hinweg. Im Interview spricht sie über Vertrauen in KI und weshalb Erklärbarkeit manchmal wichtiger ist als Effizienz.
Ist verantwortungsvolle KI bereits in den Märkten angekommen?
Monika Tomczak-Gorlikowska: Das Bewusstsein ist da. Aber wir sind an einem Punkt, an dem wir die praktische Umsetzung wirklich angehen müssen. Prinzipien gibt es genug. Wir brauchen Wege, die Verantwortung dorthin zu bringen, wo KI entwickelt, eingesetzt und erlebt wird.
Worauf kommt es dabei im Bereich Lernen an?
Monika Tomczak-Gorlikowska: Im Bereich Lernen, muss man sich besonders auf den Aspekt der Erklärbarkeit konzentrieren und das Vertrauen der Nutzer gewinnen. Sie sollen die KI-basierten Tools und Programme nicht als etwas Undurchsichtiges erleben, sondern als etwas, das ihnen hilft.
Man muss sich also genau ansehen, welche Form von Transparenz man braucht und welche Werkzeuge man dafür einsetzen kann. Nutzer brauchen die Sicherheit, dass die KI keine bestimmten Lerntypen bevorzugt oder benachteiligt, oder dass die Ziele nicht verzerrt werden, was passieren kann, wenn man einfach große Sprachmodelle (LLMs) einsetzt. Zu verstehen, was der Nutzer erwartet, ist wirklich entscheidend.
Die Entscheidung für ein Weiterbildungs-System treffen jedoch zunächst die Unternehmen.
Monika Tomczak-Gorlikowska: Klar muss man die Entscheidungsträger überzeugen, dass das, was sie den Mitarbeitern anbieten, auch dem Unternehmen wirklich nützt. Gleichzeitig muss man aber auf der Nutzerseite, in der konkreten Lernumgebung, erklären können, wie das Programm funktioniert, wie bewertet wird, welche Ergebnisse entstehen – und mit wem diese geteilt werden.
Ein gutes Beispiel: Wenn man KI für Verhaltensanalysen einsetzen möchte – nicht im psychologischen Sinn, sondern in Form von Beobachtungen oder Bewertungen –, dann stellt sich sofort die Frage: Wie vertrauenswürdig sind diese Analysen, und wer bekommt Zugriff darauf?
Wenn die Mitarbeitenden sich nicht sicher fühlen, nutzen sie die Systeme nicht. Aber noch einmal zurück zum Benefit für die Wirtschaft. Wie sehr schauen Sie aus Investorensicht darauf, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter weiterentwickeln?
Monika Tomczak-Gorlikowska: Wir haben in Europa und darüber hinaus mehrere Investitionen im EdTech-Bereich. Dabei geht es uns auch darum, wie wir diese Unternehmen in ein größeres Ökosystem einbinden können, damit sie unsere anderen Firmen bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen. Das ist wichtig. Wir achten dabei sehr auf die Entwicklung der Anbieter. Durch die Explosion generativer KI muss sich EdTech neu erfinden.
